Und seitdem haben wir am FTZ jede Men- ge spannende Themen bearbeitet. Kurzum, auch in Personalangelegenheiten war das FTZ viel flexibler. Grande: Daran kann auch ich mich noch erinnern, auch wenn ich rund zehn Jahre später ans FTZ kam. Das war wie ein Kultur- schock im positiven Sinne. Das FTZ, das war immer Serviceorientierung. Wo Sie es gerade erwähnen, Frau Grande: Wie sind Sie eigentlich zum FTZ gesto- ßen? Als Gesundheitspsychologin sind Sie am stark ingenieurwissenschaft- lichen FTZ ja eher eine Ausnahme … Grande: Nun, ich kam als universitär ge- prägte und forschungsaffine Wissenschaft- lerin an die HTWK Leipzig und war erstmal vollkommen erschlagen von diesen 18 Stunden Lehre pro Woche. Nach etwa drei Jahren konnte ich irgendwie wieder Luft schnappen und habe mich zurückbesonnen auf meine Forschungsleidenschaft. Aber ich hätte den Aufbau einer ganzen For- schungsgruppe nicht geschafft ohne an- fängliche Unterstützung in Form von zwei halben Stellen aus den Mitteln der damals gestarteten Forschungsprofilierung. Daraus sind unter anderem die ersten Projekte zur Gesundheitsförderung in benachteiligten Stadtteilen entstanden. Und schon bald hatte ich Projekte, die aus verschiedenen Gründen besser ans FTZ passten. Wie würden Sie in Ihrer Funktion als Rektorin das Zusammenspiel von FTZ und Hochschule beschreiben? Grande: Ich glaube, mein Beispiel zeigt es ganz gut: Das FTZ ist bei uns wirklich Teil der Hochschule – mit einer gewissen Auto- nomie, aber immer als Gesamtpaket ge- dacht. Das ist mit Dirk Lippik in seiner Dop- pelfunktion als Forschungsreferent und als FTZ-Geschäftsführer ideal verknüpft, weil er immer alles im Blick hat und in jedem Einzelfall beraten kann: „Wo ist so ein Pro- jekt gut aufgehoben? Beim FTZ oder bei der Hochschule?“ Aus meiner Sicht haben wir es hier nicht mit einer Konkurrenzsituation zu tun, sondern mit einem komplementä- ren Angebot, das für eine ganze Breite an Projekten, Anliegen und Aufträgen eine geeignete Struktur bildet. Man darf auch nicht unterschätzen, wie wichtig das FTZ für die Zielvereinbarungen der Hochschule ist. Wir sind ja mittlerweile gegenüber dem Freistaat verpflichtet, einen gewissen An- teil an Drittmitteln aus der Wirtschaft ein- zuwerben. Hier kommt uns das FTZ zugute. Grande: „Das FTZ ist bei uns wirklich Teil der Hochschule – mit einer gewissen Autonomie, aber immer als Gesamt- paket gedacht“ Eben kam schon zur Sprache, dass es Projekte gibt, die am FTZ besser an- gesiedelt sind als an der Hochschule. Was macht solche Projekte aus? Dirk Lippik: Naja, da muss man jetzt aufpassen, dass kein falscher Eindruck entsteht. Projekte im weitgefassten Be- reich der Wirtschaft unterliegen bestimm- ten Spielregeln, denen eine Hochschule nur in Grenzen folgen kann oder darf. Da gab es Geschichten, dass Wissenschaftler zum Gerätetransport immer wieder Autos brauchten. Vor Jahren wäre es unmöglich gewesen, dass eine Forschungsgruppe aus Drittmitteln ein Auto kauft und über die Hochschule betreibt. Oder: Professor We- ferling ist jahrelang im Sommer mit einer studentischen Arbeitsgruppe in die Türkei geflogen und hat dort an Ausgrabungen teilgenommen. Die Technik dafür hat er ge- liehen. Die Hochschule dufte aber aus den Regularien des öffentlichen Dienstes her- aus keine Versicherung für diese geliehene Technik abschließen. Hier hat das FTZ gern geholfen. Das FTZ ist ein gemeinnütziger Verein. Worin zeigt sich das? Lippik: Genau, das FTZ ist keine Firma, über die etwa die wirtschaftlichen Betätigungen der Hochschule laufen, sondern es ist ein Forschungszentrum. Und das war in der An- Prof. em. Dr.-Ing. habil. Siegfried Altmann Siegfried Altmann (*1936) ist emeritierter Professor für Elektrotechnik. Als Gründungs- direktor leitete er das FTZ Leipzig von 1997 bis 2001. Altmann wurde in Dresden promoviert und 1979 an die Technische Hochschule Leipzig berufen. 1992 wurde er Professor an der neu gegründeten HTWK Leipzig. Altmanns For- schungsschwerpunkte lagen in der Bewertung von Elektrosicherheit und Unfallschutz. Am FTZ entwickelte er beispielsweise Hochspan- nungswarngeräte für mobile Großmaschinen. Prof. Dr. p. h. habil. Gesine Grande Gesine Grande ist seit Oktober 2014 Rektorin der HTWK Leipzig und seit 2009 Mitglied des FTZ Leipzig. Von 2003 bis 2013 war sie Professo- rin für Psychologie an der HTWK Leipzig und im Anschluss Professorin für Prävention und Ge- sundheitsförderung an der Universität Bremen. Am FTZ Leipzig leitet Gesine Grande bis heute Forschungsprojekte, beispielsweise zur Gesund- heitsförderung im Leipziger Stadtteil Grünau. Prof. Dr.-Ing. Tilo Heimbold Tilo Heimbold ist seit 2004 Professor für Pro- zessleittechnik an der HTWK Leipzig und Grün- dungsmitglied des FTZ Leipzig. Zuvor war er Projektkoordinator (2001–2004) und wissen- schaftlicher Mitarbeiter am FTZ, an der HTWK und der Technischen Hochschule Leipzig. Heimbolds Forschungsschwerpunkt liegt in der industriellen Kommunikationstechnik. Am FTZ leitet er das weltweit einzige akkreditierte Prüf- labor für Produkte auf Basis des Automatisie- rungsstandards AS-Interface. Dirk Lippik Dirk Lippik ist seit 2011 Forschungsreferent an der HTWK Leipzig sowie FTZ-Gründungsmitglied. Seit 2007 ist Lippik ehrenamtlicher geschäfts- führender Direktor des FTZ Leipzig. Zuvor war er Projektkoordinator (2004–2006) und wissen- schaftlicher Mitarbeiter am FTZ, an der HTWK und der Technischen Hochschule Leipzig. Dort hat er zahlreiche Forschungsprojekte in den Bereichen Embedded Systems und Industrielle Datenkommunikation eingeworben und an diesen mitgewirkt. 7